Museumshafen Oevelgönne Wir bringen Geschichte in Fahrt!

PRÄSIDENT FREIHERR VON MALTZAHN fährt in die Saison

HAMBURG 19. April 2023 – “Please take a seat, Maltzahn is ready for take off.”

Mit Winterpulli und Sonnencreme

Die Crew der MALTZAHN hat die Segelsaison eröffnet. „Die Winde waren schon mal so, dass man – gefühlt – hätte abheben können. Soll heißen, es war bestes Segelwetter, so wie unser Kutter es liebt. Mit vier Windstärken aufwärts legt er richtig los. Sonne und Wind verlangten viele Schichten – mit Winterpulli und Sonnencreme war man schon gut dabei“, berichtet Obmann Christoph.

MALTZAHN machte zusammen mit ihrem Schwesterschiff LANDRATH KÜSTER eine Praxisfahrt mit 20 neuen Prüfern von der BG-Verkehr (Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation). Was bislang von wenigen Prüfern an Nord- und Ostsee und in den binnenwärtigen Häfen erledigt wurde, werden in Zukunft deutlich mehr Leute im Außendienst schultern. Ein Kommentar eines Mitarbeiters dazu an Bord: „Das Prüfen eines Traditionssegler dauert um ein Vielfaches länger als bei einem Berufsschiff.“

Der Präsident und der Landrat auf gemeinsamer Fahrt

Die MALTZAHN verholte wegen drohenden Niedrigwassers schon etwas eher nach Finkenwerder. Dort wurden die neuen Prüfer der BG Verkehr auf LANDRATH und MALTZAHN verteilt. Nach einer kurzen Einweisung in Schiff und Sicherheit ging es auch schon los. Segel setzen im Köhlfleet, KÜSTER mit Fock, Groß und Besan, MALTZAHN erst einmal mit Groß und Klüver – zusammen ging es elbabwärts in den Hauptstrom.

„Der Wind blies aus Nordost, die Verkehrslage war ruhig, das Rennen konnte beginnen. Mit mehr gesetzten Segeln holten die „Finkenwärder“ schnell auf und zeigten uns bald ihren Mors, gekrönt von ihrem riesigen Adenauer. Das wollte die MALTZAHN-Crew nicht auf uns sitzen lassen. Fock und Besan kamen hinzu und der Abstand wurde schnell kleiner“, erzählt Christoph, „Da Küster sehr nah am Tonnenstrich segelte und die MALTZAHN etwas weiter mittig mehr Wind einfangen konnte, war es nur eine Frage der Zeit, dass wir an ihnen vorbeigingen“. Für die Crew der MALTZAHN war das eine kleine Genugtuung und der Skipper ließ das Großsegel reffen. „Wir waren kurz vor Wedel und danach lauerte eine ganze Schippe mehr Wind auf uns. Trotz Reffmanövers hielten wir unsere Führung und es ging hinaus in die offene Elbe bis vor die Lühe“, berichtet Christoph.

Inzwischen war die Tide gekippt, auflaufendes Wasser bewegte die Crew endlich zum Umkehren. Nun war der Wind zu spüren, auch auf der Haut. In der Kreuz legte sich besonders bei den Böen der Kutter freundlich auf die Seite. Und der Wind nahm zu. Anfangs noch 4, dann schon 5 Bft., bei den Böen 6er und kurz auch mal eine 7er. In der Abdeckung durch die Geest wurde das dann wieder weniger. Richtiges Kreuzen wurde allerdings vor allem durch den inzwischen eingesetzten Großverkehr verhindert. Die Maschine musste hinzukommen und es lief im Weiteren auf viele kurze Wenden und dänisches Kreuzen hinaus.

Der LANDRATH hatte – da ohne Klüver – erst gar nicht den Versuch gestartet, zurück zu kreuzen, sondern schon vor Wedel die Segel gestrichen und ist per Maschine der MALTZAHN langsam gefolgt. Bei anhaltender dichter Verkehrslage hat MALTZAHN dann auch in den sauren Apfel gebissen und seine Segel geborgen. Hätte noch gut weiter so gehen können. Kurz nach 14 Uhr zurück in Finkenwerder blieb nach dem Festmachen ein Teil der Prüfer noch an Bord. Danach ging es zurück nach Oevelgönne.

„Ich denke, es war für alle ein gutes Ereignis. Für die Leute von der Berufsgenossenschaft war es ein Highlight, solche Schiffe, die sie im Hafen und im Ruhezustand prüfen und besuchen, in Fahrt zu erleben, mit allem, was dazugehört. Zumal ja auch noch die praktische Fortbildung dazu kam, so dass ihnen allen bewusst war, was für ein geiles Segelwetter ihnen da zugefallen ist und jedes Mal, wenn die Fockschot über Vordeck sauste und der anschließende Rumms das ganze Schiff erschütterte, ging da auch etwas auf in Herz und Seele“, resümiert Christoph. Er findet es richtig gut, dass die MALTZAHN-Crew das gemacht hat. In zwei Wochen gibt es eine Wiederholung. „Die Crew hatte alles gut in den Händen, der Skipper war goldrichtig, so dass alle schwierigen Umstände gut gehandelt wurden. Der Skipper hatte selbst bei häufig stärkerer Ruderlage Pinne und Maschine im Griff, die Übersicht behalten und vor allem Spaß an der Sache, so stark der Wind auch drückte.

Eine Bestfrau, die zudem auch noch die Maschine gefahren ist, fällt heute Abend sicherlich in erschöpften und wohlverdienten Schlaf. Und ihr anderen Fahrenden sicherlich auch.“

Foto: Wolfgang Reich, Maritime Photographie